Vom Drop II

 
 

Oder: Definitionsversuche eines drops

Im letzten Blogeintrag habe ich argumentiert, dass ein drop kein Fehler ist.
Was ist ein drop dann? Einige Interpretationen:

„A drop is a failure of intention”

Das obige Zitat stammt vom Jongleur Luke Wilson und zeigt kurz und prägnant auf das Wesen des drops auf: die Absicht.

Kennzeichnend für einen echten drop ist die Absicht, das Jonglierobjekt eigentlich fangen wollen. Die Intention misslingt und das Objekt fällt zu Boden, vielleicht weil der Jonglierball nicht exakt dort in der Hand gelandet ist, wo er hätten landen sollen oder weil er die Hand erst gar nicht erreicht hat. Lässt ein Jongleur oder eine Jongleur*in etwas absichtlich fallen, ist es kein drop.

Ein drop ist Auskundschafter einer Erwartung

Oft offenbart sich als Reaktion auf einen drop eine Erwartung. Diese Erwartung kann subtil und latent vorhanden sein oder recht deutlich und kann sowohl auf Seite des Jonglierenden oder auf Seite des Zuschauenden sein.

Ich werde z.B. als Jongleur gebucht und während des Auftritts geschieht es: Ich „droppe“ 1x. Der Veranstalter ist erzürnt, da er erwartet hat, dass mir nichts runterfällt. Ein drop wäre damit der Auslöser von Unzufriedenheit.

Gibt es auch den umgekehrten Fall? Je weniger drops, desto mehr Zufriedenheit?

Ein drop ist verdichtete Aufmerksamkeit

Ein drop ist auf jeden Fall ein Moment der Irritation, ein Abreißen der des Jonglierflusses. In gewisser Weise ist ein drop damit verdichtete Aufmerksamkeit: Sehen die Zuschauer*innen vor dem drop oft nur Bälle durch die Luft fliegen, ohne genau die Muster zu erkennen, auf denen die Bälle wandern – in dem Moment, in dem ein Ball klar und deutlich auf dem Boden landet, kriegt es für gewöhnlich jeder mit. Und auch für den Jongleur zeigt sich der Moment glasklar und erbarmungslos.

„Ein drop ist erlaubt“

Unter Jongleur*innen gibt es die Redewendung „Ein drop ist erlaubt“. Damit ist gemeint, dass ein drop bei einem Auftritt kein Grund zum Ärgern ist. Immerhin erkennen die Zuschauer*innen dann auch, dass das mit dem Jonglieren doch nicht ganz so einfach zu sein scheint und dass auch der Mensch dort vorne auf der Bühne eben doch nur ein Mensch ist…

„Dropfrei“ ist doch am schönsten!

Trotz alledem – es ist doch am schönsten, einen Auftritt ohne drop zu beenden (unter Jongleur*innen: „dropfrei“). Ich weiß das aus eigener, langjähriger Erfahrung. Auch wenn ich mir einen drop meist noch verzeihen kann, es ist einfach erleichternd zu wissen, dass man keinen drop hatte, wenn man von der Bühne geht.

In diesem Sinne bedeutet „dropfrei“: Genauigkeit, Sorgfalt und Konzentration.

Zum Abschluss, auch hier nochmal eine Statistik, die ich im Rahmen eines Engagements über 22 Auftritte mit meiner Leuchjonglage im Winterträume-Varieté in Osterfeld im Dezember 2013 angelegt habe, damals habe ich den drop kurzerhand als menschlichen Fehler deklariert:

– Gesamtjonglierzeit auf der Bühne: ca. 150 Min. = 9000 Sek.
– Anzahl catches: viele…
– menschliche Fehler (drops): 5
– menschliche Fehler bezogen auf Auftrittszeit: ca. 5 Sek.
– technische Fehler (Defekte) Leuchtrequisiten während der Show: 0*
– Vorstellungen ohne Applaus: 0

Text: Christoph Rummel, Mai 2021

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