Das ist der erste Blog Eintrag.
Was passt also besser, als sich der Frage nach dem Anfang zu widmen. Was war zuerst da? Jonglieren oder Meditieren?
Laut Wikipedia ist „die früheste bekannte Quelle für das Jonglieren ein Bild, das aus Ägypten von einem unbekannten Prinzen im 15. Grab in Beni Hasan aus einer Zeit um etwa 1794–1781 v. Chr. stammt. Es zeigt vier jonglierende Frauen.“
Der Eintrag zur Meditation enthält bei Wikipedia erstmal keine Angaben zur zeitlichen Historie. Wiki-Yoga datiert „einige der frühesten schriftlichen Aufzeichnungen die Meditation (Dhyana) betreffend um 1500 v. Chr. in der hinduistischen Tradition der Veden“.
Ich vermute, bestimmte Formen der Meditation, sind viel älter als 3500 Jahre und liegen auch vor der Zeit der Ägypter.
Oder ist vielleicht doch das Jonglieren älter als die Meditation und geht zurück bis zu den Menschen in die Steinzeit? Dann waren die ersten Jonglierrequisiten Steine und mit der Beherrschung des Feuers trat die Feuerfackel ihren Siegeszug an, der sich bis heute bei den Feuerjongleuren fortsetzt?
Ich werde oft gefragt, wann ich mit dem Jonglieren begonnen habe. Genau weiß ich es nicht (mehr) – vermutlich irgendwann in der Grundschul-Zeit. Und durch mein Interesse an asiatischen Kampfkünsten sind mir vielleicht 2-3 Jahre später auch Begriffe wie Zen und Meditation begegnet.
In meiner Schulzeit habe ich meist täglich mehrere Stunden jongliert – und nicht meditiert (ich erinnere mich aber, dass unsere katholische Religionslehrerin auf dem Gymnasium mit uns meditiert hat!). Eine regelmäßige Meditationspraxis hat sich erst Jahre später etabliert.
Jongliertricks habe ich früher zu großen Teilen aus Büchern gelernt, aber natürlich auch von anderen Jongleuren.
Ein Buch zählte schnell zu meinen Lieblingsbüchern und es steht auch heute noch in meinem Bücherschrank: „Zen in der Kunst des Jonglierens“ von Dave Finnigan. Das Buch erzählt die Geschichte eines Schülers, der die Kunst des Jonglierens in einem Kloster in Taiwan bei einem alten geheimnisvollen Meister lernt und dabei erfährt, dass das Jonglieren mehr sein kann, als die Beherrschung von technischen Tricks.
Wenn ich das Buch jetzt in der Hand halte, erinnert es mich an meinen ersten Aikido Lehrer, Dirk Kropp, der Aikido als Weg zur friedlichen Persönlichkeitsentwicklung lehrt und darüber auch ein Buch geschrieben hat J!
In meiner Wahrnehmung hat sich das Jonglieren in den letzten 10 Jahren sehr vielfältig und schnell weiterentwickelt. Es gibt neue Requisiten und viele neue Techniken, die es in meiner Jugend in der Form nicht gab, z.B. Manipulationstechniken mit einem Ball, verschiedene Körperwürfe, Wurf- und Manipulationstechniken mit Jonglierkeulen. Das Jonglieren ist wesentlich experimenteller und vielschichtiger geworden (sicherlich auch bedingt durch das Internet und die Verbreitung von Videoclips). Trotzdem findet das Jonglieren aber hauptsächlich innerhalb einer überschaubaren Jonglierszene statt und wird nur dort praktiziert und entwickelt.
Bei der Meditation sieht es anders aus: Durch die Achtsamkeitsbewegung (MBSR,…), durch Yoga, durch das Interesse der Neurowissenschaften und durch die Zuwendung vieler Menschen zum Buddhismus ist Meditation in vielen Bereichen der Gesellschaft angekommen und hat wohl weitaus mehr aktiv Praktizierende.
Sicherlich haben sich auch unter dem Stichwort Meditation in den letzten Jahren neue Ansätze entwickelt. Ich denke z.B. an „binaural beats“ und sonstige „Brainwave Technologien“, deren Entwicklung natürlich mit den zunehmenden technischen Möglichkeiten der letzten Jahre zusammenhängt. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich jedoch weltweit mit Meditation beschäftigen, gibt es nicht so viele sprunghafte „Innovationen“ wie in der vergleichsweise kleinen Jonglierszene.
Jonglage und Meditation sind natürlich auch zwei Welten, die nur bedingt Gemeinsamkeiten haben.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Jonglage und Meditation möchte ich in weiteren Beiträgen genauer untersuchen. Hier ein paar erste Gedanken:
Gemeinsamkeiten:
– In beiden Welten gibt es Gurus, Lehrer & unterreichbare Meister
– Es gibt Techniken, die man lernen kann
– Es gibt Tipps und Tricks, die man lernen kann
– Es gibt Jonglierobjekte und Meditationsobjekte und ein Jonglierobjekt kann ein Meditationsobjekt sein
– Beides benötigt viel Übungszeit
– Körperwahrnehmung kann ein Schlüssel zu beiden Formen sein
Unterschiede:
– Jonglieren ist eine äußere Form, man sieht von außen recht einfach, was der andere kann und wie er es macht. Meditieren ist eine innere Form, mit subjektiver Wahrnehmung, von außen ist da oft nicht so viel zu erkennen (außer einer guten Sitzhaltung). Man kann sich dann nur verbal über die Erfahrung austauschen.
– Jonglieren ist Bewegung und kann aus der Perspektive der Meditation wohl eher als meditative Tätigkeit verstanden werden.
Text: Christoph Rummel, Januar 2020
Das Jonglieren ist mein Kosmos: Erlebniswelt, Bewegungsraum, Geistessphäre, Herzblut und Sinnbild. Als Jongleur und Bühnenkünstler möchte ich Kopf, Herz und Bauch der Menschen und Zuschauer:innen erreichen.